Pilgern heißt, den Weg als Ziel begreifen. Er kann begeistern oder atemlos machen, beseelen oder verärgern, lösen und verbinden; und für Körper und Geist etwas erzeugen, was sich innere Ruhe nennt.
Laub raschelt, Kiesel knirschen, Hummeln brummen. Frische Luft strömt durch den Körper und macht ihn rein, als ob Staub gewischt wird. Pilgern gibt Raum für Sehnsucht: Ankommen im Hier und Jetzt, Zufriedenheit spüren, Glück atmen.
Es ist einfach: Rucksack packen, Route wählen, fertig los! Die Begierde nach der Natur, dem Luxus der Langsamkeit und dem Zeit-für-sich-haben - machen Pilgern populär. Sehr beliebt war es bereits im Mittelalter, als Menschen für ihr Seelenheil oder aus Dankbarkeit nach Rom oder Jerusalem loszogen.
Der Mensch ist im 21. Jahrhundert so beweglich wie niemals zuvor. Doch sind die eigenen Füße als alleiniges Fortbewegungsmittel seit vielen hundert Jahren in den Hintergrund gerückt.
Dabei ging etwas verloren, was man Gleichmäßigkeit nennt. Beim ausdauernden Gehen stellt sich irgendwann ein guter Rhythmus ein. Das kennt jeder, der mal eine kleine Wanderung gemacht hat. Schritt für Schritt; dann passiert es: Gedanken driften weg, der Kopf wird frei. Endlich hat der Alltag eine Pause.
Kennzeichen jeder Pilgerreise ist diese Freiheit, pilgern ist immer zwanglos. Schon in seiner Bedeutung ist Pilgern allumfassend. Es ist frei von jeder Religion, Herkunft, Bildung, Alter oder Geschlecht. Das setzt sehr unterschiedliche Menschen in Bewegung, die dennoch ein Credo eint: Der Weg ist ihr Ziel.
Also bestimmt jeder Pilger Anlass, Marschroute und Ge(h)schwindigkeit für sich selbst. Gut zu wissen: Das macht den Unterschied zum Wallfahren, bei dem das religiöse Ziel im Vordergrund steht. In der Regel unternimmt eine Wallfahrt, wer ein religiöses Gebot oder Gelübde erfüllt, Buße tut oder Abbitte leistet.
Stellen sich die Fragen, ob ein Pilger spirituell oder gar gläubig sein muss. Die Antwort ist: gewiss nicht. Zogen Menschen in früheren Zeiten aus religiösen Motiven los, haben sie heute vorrangig weltliche Anlässe. Einer davon ist der Zeit-für-mich-Gedanke. Sich eine Pause gönnen vom Alltag ist eine beliebte Motivation.
Ziel gibts nur eines: den Weg. So reiht Mensch Kilometer an Kilometer aneinander und steht bald auf Du und Du mit den eigenen Grenzen: Hab ich genug Wasser dabei? Die Füße brennen wie Feuer. Warum muss es jetzt regnen!?
Hürden wie diese gilt es zu meistern. Pilger wachsen an jedem Steinchen, das sie zur Seite räumen. Sie berichten von Gefühlen wie Zufriedenheit, Beseeltheit, Ausgeglichenheit, die sich während des Weges breit machen. In anderen Worten: Während einer Pilgerwanderung kann es gelingen in den Zustand innerer Ruhe zu finden.
Sich stärken und dem Selbst nähern, unterdessen das Wandern weitergeht. Das macht Laune. Weitere gute Gründe, um schöne Pilgerwege wie die Via Sacra oder den Wiener Wallfahrerweg in Österreich zu entdecken:
Wer pilgert, sammelt Erlebnisse, gewinnt Erfahrung und stärkt das Vertrauen zu sich. “Der Weg gibt dir nicht, was du willst, sondern was du brauchst.”, sagt eine anonyme Weisheit. Auch das sind mögliche Ziele: Die eigenen Bedürfnisse angehen und dabei merken, wie wenig es im Leben braucht, um für einen Moment glücklich zu sein.
Pilgern individuell für sich enträtseln? Hier gibt es erste Tipps für Einsteiger. Wer konkrete Unterstützung für die Routenplanung und Hilfe bei Buchung der Unterkünfte am Weg sucht, stellt einfach eine Anfrage. Und wer sich lieber einer Gruppe anschließt, hält Ausschau nach geführten Pilgerwanderungen.
Hinein in die Natur, heraus aus dem Alltag: Pilger machen sich auf die Reise. Sie entdecken Neues, wandern alleine oder gemeinsam, genießen das Hier und Jetzt. Denn allen Pilgern gemeinsam ist die Art der Fortbewegung: das Gehen. Wer will, nimmt die Suche auf und startet direkt vor der eigenen Tür.